27.06.2024 – Rheinische Post – Tobias Brücker
Leverkusen · Die Faustball-Meisterschaft der Schulen mit Teilnehmern aus ganz NRW ist noch jung. Sie soll die Sportart populärer machen und den Vereinen Zulauf bringen.
Es war geschafft, und Lukas, Noah, Joscha und Jakob freuten sich. Die vier Freunde hatten soeben das Finale ihrer Altersklasse bei den Schulsportmeisterschaften im Faustball erreicht. Mit 14:6 setzte sich das Team, das bei den siebten und achten Klassen fürs Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) antrat, gegen ein Gymnasium bei Münster durch und hatte Chancen auf den großen Wurf.
Insgesamt traten mehr als 200 Jungen und Mädchen in 36 Mannschaften von 16 Schulen aus NRW an. Der junge Wettbewerb soll in Zukunft weiter wachsen und den Nischensport beim Nachwuchs bekannter machen.
Vor drei Jahren wurden die Wettkämpfe der NRW-Schüler im Faustball erstmalig ausgetragen. Unter anderem der Rheinische Turner-Bund (RTB) und der TSV Bayer 04 gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Mithilfe der in Deutschland ausgetragenen Faustball-Weltmeisterschaften 2027 und der World Games 2025, bei denen die Sportart einen hohen Stellenwert hat, soll durch das Schulturnier die Chance ergriffen werden, Faustball populärer zu machen. „Durch diese Events gibt’s die Möglichkeit, die Sportart im Schulsport zu etablieren“, so Meisterschaftsorganisator Niklas Hodel. Wolfgang von Neuß, Landesfachwart beim RTB, ergänzte: „Die Vereine, die einen Fuß in den Türen der Schulen haben, tun sich recht leicht damit, Spieler zu aktivieren.“
Noch stecken die Wettkämpfe, die jährlich auf der Kurt-Rieß-Anlage des TSV ausgetragen werden, trotz toller Zahlen in den Kinderschuhen. Denn nach den Krönungen der einzelnen Sieger in den Altersklassen von der dritten bis zur zehnten Klasse geht’s nicht weiter: Es gibt keine Ausscheidungsspiele auf höherem Landes- oder gar Bundesniveau. Dafür müssen die Organisatoren entsprechende Verantwortliche im Bundestag überzeugen. „Wir haben bereits mit der Staatskanzlei telefoniert“, berichtete Hodel, „das wird ein langjähriger Prozess.“
Bedarf gibt es jedoch: Meldeten sich zur Premiere noch etwa 100 Sportler an, waren es im zweiten Jahr schon mehr als 300. Das sei allerdings viel Aufwand gewesen – zu viel. Deshalb verkleinerten Hodel und seine Mitstreiter das Turnier ein wenig. Bei den Grundschulen traten dabei nur Leverkusener Einrichtungen, und zwar sieben, an, bei den weiterführenden Schulen kamen mit der Käthe-Kollwitz-Schule, der Gesamtschule Schlebusch und dem LMG drei Schulen aus der Chemiestadt. Lukas, Noah, Joscha und Jakob traten dabei im Finale für ihr Gymnasium an, obwohl es dort derzeit gar keine AG gibt. Weil gerade Zeugniskonferenzen stattfinden, hatten sie schulfrei. Und weil sie in dieselbe Klasse gehen und fast alle Faustball beim TSV spielen, taten sie sich zusammen. Denn der Sport fasziniert sie. „Ich wollte einfach etwas Abwechslung“, erläuterte Joscha die exotische Wahl, und Jakob betonte: „Es ist ein komplett anderer Sport – etwas Einzigartiges.“
Ihre Gegner von der Solinger Friedrich-Albert-Lange-Schule kennen die meisten von ihnen nur zu gut. Die nämlich spielen beim Ohligser TV und werden in der Liga „Dauermeister“. Dementsprechend wichtig war den Außenseitern der Sieg. „Es wird schwer, aber wir können es schaffen“, versicherte Lukas vor dem Match. Das jedoch verlief nicht nach ihrer Vorstellung. Schnell lagen die Leverkusener hinten, unterlagen letztlich mit 6:17 Punkten. Frustriert ließen sich die Unterlegenen in den Schatten nahe des Spielfelds aufs Gras sinken. So richtig zufrieden waren sie mit dem zweiten Platz nicht. „Erster wäre besser gewesen“, bekräftigte Lukas. „Ich glaube, wir sind froh, dass wir überhaupt ins Finale gekommen sind“, besänftigte Noah. 2025 wollen sie es wieder versuchen.